Finsternisreisen
2008
Totale
Mondfinsternis 21. Februar 2008 - Sinai, Ägypten
Ziel
war es, den Vollmond nach der Totalität in der partiellen Phase
untergehen zu sehen, während die Sonne bereits aufgegangen war.
Hierzu buchte ich mich pauschal in einem Hotel in Sharm El-Sheikh für
eine Woche ein.
Von dort aus werden täglich Busfahrten (50 Euro) zum Mount Sinai
(Mosesberg) 2.285 m NN angeboten,
um dort den Sonnenaufgang zu erleben.
  
Der Aufstieg vom Katharinenkloster von 1.500 m NN aus dauerte knapp
2 Stunden
und somit kam ich oben vor der Totalen Verfinsterung des Mondes um 5:26
Ortszeit an.
In der Karawane, die Nacht für Nacht stattfindet, waren die meisten
Pilger überrascht durch die Mondfinsternis.
Viele, die auf der Ostseite unterhalb des Gipfels blieben, haben nicht
mal die Mondfinsternis wahrgenommen.
Mit der Totalität gab der Sternenhimmel all seine Sterne preis,
die dann durch die Morgendämmerung nach und nach wieder verschluckt
wurden.
Jupiter, Venus und Merkur waren am Morgenhimmel zu beobachten.
Mit dem Sonnenaufgang um etwa 6:15 Uhr stand der teilverfinsterte Vollmond
mehr als 1° Grad über dem Horizont gegenüber.
Durch die Refraktion sowie die exponierte Lage sind von Horizont zu
Horizont etwa 182° des Himmels zu überschauen.


Der
Versuch das Mauna Kea Observatory auf Hawaii (19° 45' 32" N,
155° 27' 23" West ) mit einzubinden schlug leider fehl.
Geographisch lag der Mount Sinai (28° 32' 21" N, 33° 58'
29" Ost) ausreichend genau auf der Nordhalbkugel gegenüber,
um zeitgleich (6:17 bzw. 18:17) vom partiell verfinsterten Mond eine
Aufnahme vom Untergang und eine vom Aufgang,
beide bei Sonnenschein, zu erstellen.
Dann doch: Shadow
In Shadow by Alex Mukensnable
Das nächste Mal im Sinai am 28.09.2015, aber dann ohne Hawaii,
da zu dieser Zeit die Sonne einen anderen Tagbogen nimmt.
Die Idee, dies zu beobachten, entstammt einer Aufnahme vom Mauna Kea
Observatory
und dem nicht beobachteten Monduntergang während Totalität
vom 16. Mai 2003 in Mainz.
Es benötigt die partielle Phase, um mit dem Mondlicht zum Auf-
oder Untergang bei Tageslicht rechnen zu können.
Fotos
Sinai 2008
Mauna
Kea Observatory
NASA
Eclipse Web Site
Beobachtung
einer Mondfinsternis bei Tageslicht
Erläuterung
Am 21. Februar 2008 um 04:17 UT wäre der partiell verfinsterte
Mond bei Tageslicht
an folgenden Punkten auf einem Erdkreis am Horizont gleichzeitig zu
beobachten gewesen.
In der Arktis [3] bei 69,0°N und 177,0°W ist der Mond in Form
einer Schüssel aufgegangen
währenddessen er in der Antarktis [6] bei 69,0°S und 3,0°E
in umgekehrter Form (Kappe) untergegangen ist.
In den Punkten [2] und [5] war die Mondfinsternis über die volle
Länge bei Tageslicht am Horizont
bei entsprechender Höhe des Beobachtungsortes zu sehen gewesen.
Im ersten Moment des Sonnenaufganges auf dem Mount Sinai [1] bildet
der Schatten des Berges
theoretisch ein kleines Randprofil der Kernschattenzone der Erde, der
nicht den Mond beschattete.
Mit der Sichtung der vollen Sonnenscheibe fällt der Schatten des
Berges über die volle Höhe des Halbschattenbereiches.
Danach bildet der Schatten des Mount Sinai wieder Kernschatten der Erde.
Demnach erblickte ein Eisbär in der Arktis [2] das Kernschattenprofil
der Antarktis [5] auf dem Mond.
Der Pinguin in der Antarktis konnte dazu winken und sich selber sehen,
wenn er nicht so klein wäre, die Projektionsfläche Mond nicht
so weit, geneigt und uneben wäre, es keine Refraktion (Lüfthülle
auf der Erde) gäbe, und, und, und ...
Könnte der Schatten von dem Vulkan Olympus Mons auf dem Mars den
Mond Phobos verfinstern?

Punkt
[2] und [5] kommen scheinbar so nah an der Erdachse zu liegen, da die
Schnittfläche des Erdkreises nicht die Pole schneidet.
Sie bilden die Drehachse des Tages.

Ausblick
Die nächste Totale Mondfinsternis ist am Dienstag, den
21. Dezember 2010 im Sternbild Zwillinge (Gemini)
Allerdings ist die totale Phase von Deutschland aus nicht zu sehen.
Jedoch kann am Morgenhimmel die partielle Phase zum Sonnenaufgang bewundert
werden, sofern die Bewölkung fern bleibt.
Die nächste Totale Phase ist am Mittwoch, den 15. Juni 2011 am
Sommerabend im Schlangenträger (Ophiuchus) und
dann komplett erst wieder am Mondtag, den 28. September 2015 im Sternbild
Fische (Pisces) von Deutschland aus beobachtbar.
Totale
Sonnenfinsternis 1. August 2008 - Sibirien, Russland
Am 17. Juli flogen wir über Moskau (1147, 10,5 Mio. EW) nach Irkutsk
(1661, 600.000 EW) an den Baikalsee.
Der Baikal bildet das größte Reservoir flüssigen Süßwassers
der Erde mit einem Fünftel der Süßwasserreserven.
Wir waren auf unserer Reise dreimal zu Gast bei Russen,
was Dank des Internets heute mit
www.hospitalityclub.org
(CouchSurfing) möglich ist.
Ohne die Englischkenntnisse der Gastgeber wäre vieles schwieriger
gewesen,
denn mein einer Russischkurs im Winter zuvor, trug nicht allzu viele
Früchte.
   
Wir machten eine 10-tägige Rundkreise am Baikalsee über Listwjanka,
zur Insel Olchon, querten den Baikalsee mit dem Fischerboot nach Ust-Bargusin,
fuhren mit dem Minibus über unbefestigte Straßen nach Ulan-Ude
und kehrten mit dem Nachtzug nach Irkutsk zurück.
Hier besuchten wir das Experimentalmuseum (http://www.experimentary.ru),
welches mit einem Zeiss- Kleinplanetariumsprojektor aus der DDR mit
kyrillischer Beschriftung aufwartete.
Dank des Wetters auf unserer Rundreise erreichten wir rechtzeitig unseren
Zug nach Nowosibirsk - the City of Eclipse 2008.
Das Buchen von Fahrkarten ist ohne Reisepass vor Ort nicht möglich.
Auf den Tickets ist die Abfahrtszeit immer in Moskauzeit angeben, welche
auch an den Bahnhöfen tickt.
Ansonsten muss man schauen, bei welcher Ortszeit man ein oder aussteigt.
Nach etwa 30 Stunden Fahrzeit mit der Transsibirischen Eisenbahn kamen
wir am Mittwochmorgen,
den 30. Juli um 2:12 Ortzeit in Nowosibirsk (1893, 1,4 Mio. EW) an.
Hier steht eine kleine Kapelle mit einer goldenen Kuppel, die als das
Zentrum des Russischen Zarenreiches galt -
heute der Mittelpunkt von Europa und Asien (Eurasien).
   
In Nowosibirsk waren wir 20 km südlich in Akademgorodok (Akademisches
Städtchen) bei Anatoly untergebracht.
Zuerst wurde die Unversehrtheit des Teleskops Skylux 70/700 erfolgreich
überprüft und sich über das kommende Wetter per Internet
informiert.
Am Abend gab es heftige Gewitter, die Tage waren nie von blauem Himmel
gekennzeichnet.
Die Zentrallinie, auf der wir uns befanden, verlief nach Süden
Richtung Altai-Gebirge (Mongolei, China).
Wir wollten mobil sein und uns auf der Straße Richtung Süden
nach Barnaul (1730, 650.000 EW) bewegen,
um etwaiger Bewölkung in beider Richtungen ausweichen zu können.
Doch dort war Regen angesagt.
So verharrten wir bis zum Morgen des 1. August in Akademgorodok, um
dann zur Beobachtung in die Nähe des Ob-Stauseee südlich von
Berdsk (1713, 90.000 EW) zu fahren, dem Smog von Nowosibirsk zu entfliehen.
Bei strahlendem Himmel angekommen bezogen wir Stellung auf 54° 41' 51" Nord und 83° 6' 21"
Ost.
  
Es kam Quellbewölkung auf, die sich mit zunehmender Tagestemperatur
zu Finsternisbeginn um 16:42:08 Ortzeit
zum Glück wieder aufgelöst hatte.
Es blies ein starker Westwind, der ein Beobachten mit dem leichten Reiseteleskop
erschwerte.
Dieser ließ zur Totalität hin deutlich nach und es konnten
Protuberanzen beobachtet werden.
Das russisch-deutsche Expeditionsteam war hell auf begeistert über
die sich eingestellten optimalen Wetterbedingungen
und wartete den 4. und letzten Kontakt um 18:45:45 ab.
Am Abend zog wieder Bewölkung auf und der nächste Tag - Abschiedstag
war grau in grau.
Eine aufregende, spannende Reise ging mit einem Finale zu Ende –
Dem Wetterwunder
von Nowosibirsk!

Ausblick
Die nächste Totale Sonnenfinsternis ist am Mittwoch, den
22. Juli 2009 von Shanghai aus in einer Höhe von 57°
im Sternbild Krebs beobachtbar und dauert etwa 6 Minuten.
Das Maximum liegt in der Nähe von Ishinomura-Kitaio Island, Japan
im Pazifischen Ozean.
Hier verdeckt der Mond die Sonne in einer Höhe von 83° für
6 Minuten und 39 Sekunden.
Fotos
Sibiria 2008
Weblog
Sibiria 2008
Pfad
(Totale Sonnenfinsternis) in Google Map/Earth
Mainz, den 16. August 2008
Michael Göller
www.maguncia.de

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